Gastbeitrag von Heimo Presser, einem ausgewiesenen
Experten des Fivefingers. (Teil I)
Hi!
Vielen Danke für die netten Worte, ein
„ausgewiesener Experte“ zu sein. Im Laufe der Jahre bin ich ja scheinbar
wirklich zu einem solchen geworden, weil ich doch sehr vieles an mir selbst
ausprobiert habe. Daraus ist dann auch mein Skriptum entstanden.
Zu den
Fivefingers muss ich natürlich etwas weiter ausholen. Die Geschichte beginnt
so, dass ich vor etwa zehn Jahren meine Liebe zum Sport (wieder)fand. Damals
war gerade der Strunz „in“, also musste folglich jeder moderne Mensch laufen.
Das probierte ich auch, mit falscher Bekleidung, falschem Schuhwerk und null
Wissen. Überraschenderweise funktionierte es doch irgendwie, und so mutierte
ich also zum Läufer, neben anderen sportlichen Dingen, die ich tat. Drei Jahre
später sah ich dann in einer Fachzeitschrift zum ersten Mal die Fivefingers.
Wow, dachte ich, was ist denn das? Vermutlich denken wohl auch heute noch viele
Menschen so, wenn sie die Dinger zum ersten Mal sehen. Jedenfalls
interessierten mich die neuartigen „Schuhe“ und ich sah gleich auf der Homepage
von zehenschuhe.de nach dem Preis. Der haute mich um – knapp 80 Euro waren für
mich viel zu teuer und das Thema erstmal vom Tisch.
Rund ein
Jahr später führte der Zufall Regie. Ich lief noch immer recht gern, aber
irgendwie fehlte mir das „Gefühl“ dabei. Heute spricht man von „natural
running“ mit „Barfußschuhen“, damals liefen alle (und so natürlich auch ich)
mit gut gedämpften, ultradicken Laufschuhen herum. Aus heutiger Sicht kann ich
natürlich benennen, dass mich die Stoßdämpfer unter den Füßen um mein gutes
Laufgefühl brachten und dass man von einem „energy-return“ da gar nicht reden
braucht, aber damals kannte noch niemand diese Begriffe. Und mir gefiel diese
Art zu laufen nicht mehr! Ich wollte dünnere Schuhe. Die fand ich auch in den
Triathlon-Schuhen der Firma Zoot – sowas wollte ich haben, man konnte endlich
wieder den Boden unter den Füßen spüren. Ich war mit den Schuhen auch
zufrieden, bis ich – zufällig – einen jungen Mann sah, der die Fivefingers anhatte. Den traute ich
mich gar nicht anzusprechen, aber ich sah die Treter zum ersten Mal „live“ und
dachte mir: und jetzt kaufst du sie dir endlich.
In Ermangelung genauer Angaben
zur Schuhgröße erwischte ich sie unglücklicherweise beim ersten Kauf eine
Nummer zu groß, aber der buchstäbliche „erste Schritt“ war getan. Vom
Geh-Gefühl war ich überwältigt. Alle Zehen konnte ich uneingeschränkt bewegen
(heute nennt man das „Entkoppelung“), und die Sohle war derart dünn, dass ich
sogar den Schotter vor dem Haus spüren konnte. Wohl gemerkt: Es tat nicht weh,
ich konnte nur die Unebenheiten spüren. Und dann wusste ich, was mir bei meinen
dicken Schuhen abging: Der Bodenkontakt. Das Gefühl für den Untergrund war mir
durch die dicke Sohle und die Dämpfung total abhanden gekommen. Mit diesem
Moment war mir auch klar, dass ich eigentlich schon immer total auf dieses
sensorische „Feedback“ meiner Füße stand. Bereits als Kind liebte ich es,
barfuß durch die Gegend zu hüpfen, vor allem im Italien-Urlaub. Aber als junger
Bursche kriegt man das noch nicht so bewusst mit, und erst mit den Fivefingers
entdeckte ich sozusagen meinen persönlichen Bodenkontakt wieder.
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